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Fahrrad-Ratgeber: Tipps zum Fahrradkauf
1. Welches Fahrrad soll ich kaufen?
Vor dem Kauf eines neuen Fahrrads solltest du dir überlegen, zu welchem Zweck du dieses hauptsächlich benutzen möchtest. Wenn du lediglich im Stadtverkehr unterwegs bist, musst du dir zum Beispiel kein Mountainbike zulegen. Andererseits eignen sich Cityräder nur bedingt für sportliche Aktivitäten. Neben den Fahrradtypen, die im nächsten Kapitel näher erläutert werden, hast du bei jedem Modell auch die Wahl zwischen Damen- und Herrenfahrrädern. Diese sind in der Größe und Konstruktion an die körperlichen Merkmale von Frauen und Männern angepasst.
2. Die verschiedenen Fahrradtypen
Die Wahl des richtigen Fahrrads hängt einerseits von deinen sportlichen Ambitionen, andererseits von deiner Anatomie und Gesundheit ab. Ein Rennrad sieht gut aus und sorgt für hohe Geschwindigkeiten, ist jedoch nur für Menschen mit einem gesunden Rücken geeignet, da es die Bandscheiben belastet. Auf einem Hollandrad sitzt du zwar gerade, es ist jedoch für längere Strecken nicht geeignet, da der Körperschwerpunkt zum größten Teil auf deinem Gesäß und auf den Bandscheiben lastet. Das Trekkingrad ist der Allrounder unter den Fahrradtypen, da es mittlere Fahrgeschwindigkeiten ermöglicht und mit ihm obwohl kurze als auch längere Touren möglich sind.

Bei den Spezialtypen eignet sich das Klapprad ideal für den kostenlosen und platzsparenden Transport in Bus, Bahn oder Auto. Ein E-Bike eignet sich für alte oder körperlich beeinträchtigte Menschen, die auf das Fahrradfahren nicht verzichten wollen und auf Unterstützung durch einen Motor angewiesen sind. BMX-Räder und Einräder sind für den Straßenverkehr nicht zugelassen, eignen sich jedoch, um Balance und Geschicklichkeit zu fördern. Zudem kannst du Stunts und Tricks mit diesen ausführen. Für die Kleinen, die nicht im Kindersitz oder Anhänger mitfahren wollen, eignet sich ein Dreirad oder ein Laufrad.
Die folgenden Tabellen listen die wichtigsten Fahrrad-Typen auf und geben dir einen informativen Überblick für den bevorstehenden Fahrradkauf:
Hollandrad

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Aufrechter Sitz | Kurze Strecken | Lenkereinstellung dicht am Körper |
Körperschwerpunkt über den Pedalen | Ebenes Gelände | Ausreichend gefederter Satteln wird empfohlen |
Lenker dicht am Körper | | |
Trekkingrad

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Stabiler Rahmen | Stadtverkehr | Sehr vielfältig einsetzbar |
Große Räder | Lange Touren auf befestigten Waldwegen | |
Cityrad

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Schwer und robust | Kurze Strecken, besonders in städtischer Umgebung | Verhältnismäßig schwer |
Breiter Sattel | | |
Hoher Lenker | | |
2.2 Spezialfahrräder
E-Bike

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Motorunterstützung beim Treten | Körperlich beeinträchtigte oder alte Menschen, die auf das Fahrradfahren nicht verzichten wollen | Wartung kann teuer werden |
Klapprad

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Rahmen mit Scharnieren | Spontanfahrer, die das Rad in Bus und Bahn oder im Auto unterbringen wollen | In den meisten Zügen erlaubt |
Zusammenklappbar | Pendler | |
Einrad

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Nur ein Rad | Das Trainieren von Balance und Geschicklichkeit | Für ein wendiges Rad kleinen Raddurchmesser wählen, für Schnelligkeit großen Durchmesser |
Ohne Bremse und sonstiges Zubehör | | |
BMX-Fahrrad

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Niedrig | BMX-Sport | "Pegs" (Grindstangen) an den Rädern als Option |
Mit kleinen Räder | Stunts und Tricks | |
Robust und stabil | | |
2.3 Sportfahrräder
Mountainbike

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Breite Noppenreifen | Sportlich Ambitionierte | Bei Problemen mit dem Rücken/den Handgelenken nicht empfehlenswert |
Sehr gute Federung | Touren durch Wälder, Feldwege und über unbefestigtes Gelände | |
Kraftvolle Bremsen | | |
Rennrad

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Schnell und wendig | Asphaltierte Straßen / Weg zur Arbeit | Zum Beladen nicht geeignet |
Geringes Gewicht | Lange, sportliche Touren | |
Crossrad

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Schwer und robust | Kurze Strecken in städtischer Umgebung | Verhältnismäßig schwer |
Breiter Sattel | | |
Hoher Lenker | | |
2.4 Kinderfahrräder
Laufrad

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Rad ohne Pedale | Kinder als Vorbereitung für ein richtiges Rad | Bei manchen Modellen Bremse vorhanden |
Dreirad

Eigenschaften | Geeignet für | Sonstiges |
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Rad mit drei Rädern | Jüngere Kinder aufgrund der geringen Unfallgefahr | Bei manchen Modellen Haltegriff vorhanden |
Pedale vorhanden | | Stützräder meist abnehmbar |
3. Die wichtigsten Fahrradbestandteile
Ein Fahrrad besteht aus verschiedenen Bauteilen, die alle ihre Besonderheiten haben und auf deine persönlichen Bedürfnisse abgestimmt sein sollten. Daher solltest du beim Kauf eines Fahrrads nicht nur nach dem ersten Gesamteindruck urteilen, sondern auch ein Auge für die einzelnen Elemente haben. Nur so erwirbst du ein Fahrrad, das auf dich abgestimmt ist.
3.1 Der Fahrradsattel
Es gibt verschiedene Arten von Fahrradsätteln, die auf bestimmte Einsatzbereiche ausgerichtet sind. So ist der typische Sattel für ein Citybike breit, gepolstert, besitzt eine Federung und im besten Fall eine Gel-Einlage. Dahingegen sind Sportsättel sehr schmal und nur geringfügig gepolstert. Welcher Sattel der richtige für dich ist, hängt also davon ab, welches Fahrrad du besitzt und welche sportlichen Ambitionen du damit verfolgst.
Der Sattel sollte genau auf deine Bedürfnisse abgestimmt sein.
Darüber hinaus spielt auch dein Körperbau eine Rolle. Mit einer Sitzknochenvermessung – selbst oder im Fachgeschäft durchgeführt – ermittelst du die optimale Breite für deinen Fahrradsattel. Modelle mit Lederoberfläche sind witterungsanfällig, nehmen allerdings entstehenden Schweiß auf. Sättel aus Kunststoff sind hingegen witterungsfest, nehmen jedoch keinen Schweiß auf. In der Regel braucht es sechs bis acht Fahrten, bis sich dein Gesäß an einen neuen Sattel gewöhnt hat.
3.2 Der Fahrradrahmen
Die meisten Fahrradrahmen bestehen entweder aus Stahl, Aluminium, Carbon oder Titan.
Stahl
Stahl Vorteile
- sehr widerstandsfähig
- hohe Festigkeit und Elastizität
- kann bei Bruch wieder zusammengeschweißt werden
Stahl Nachteile
- hohes Gewicht
- rostanfällig
Aluminium
Aluminium Vorteile
- geringes Gewicht
- sehr fest und steif
- korrosionsbeständig
- selten Materialdefekte nach Stürzen
Aluminium Nachteile
- bricht bei extremer Belastung sehr schnell
- teurer als Stahl
Carbon
Carbon Vorteile
- sehr geringes Gewicht
- sehr steif und fest
- lässt ausgefallene Konstruktionen zu
Carbon Nachteile
- sehr teuer
- sehr empfindlich
- sprödes Material
- bricht bei extremer Belastung ohne Vorwarnung
Titan
Titan Vorteile
- geringes Gewicht
- korrosionsbeständig
- edle Optik
Titan Nachteile
- kostenintensiv aufgrund einer aufwändigen Verarbeitung
Wichtig: Um die perfekte Rahmenhöhe für dich zu ermitteln, wird deine Schrittlänge benötigt. Diese wird von der Ferse bis zum Schritt gemessen und mit einem Faktor multipliziert, der vom Fahrradtyp abhängig ist. Wenn du beispielsweise eine Schrittlänge von 80 Zentimetern hast und ein Trekking- oder Reiserad kaufen möchtest, ergibt sich folgende Rechnung: 80 x 0.66 = 53. Da Rahmenhöhen in Zoll angegeben werden, musst du das Ergebnis durch 2,54 teilen: 53 ÷ 2,54 = 20,8. Du würdest also eine Rahmenhöhe von 21 Zoll benötigen.
Hier findest du Fahrräder mit verschiedenen Rahmenhöhen, die sich je nach Schrittlänge, Körpergröße und Fahrradmodell für verschiedene Aktivitäten eignen:
3.3 Der Fahrradlenker
Beim Kauf eines Fahrrads solltest du dir auch über den Lenker Gedanken machen. So kannst du neben Fahrrädern mit Tourenbügel aus Varianten wählen, die einen Multipositionsbügel aufweisen.
Lenker gibt es in verschiedenen Ausführungen.
Tourenbügel für eine sportliche (nach vorne gebeugte) Sitzhaltung
- gerade und flach
- gerade Lenker können zu Problemen in Schultern und Handgelenken führen
Tourenbügel für eine aufrechte Sitzhaltung
- nach oben geschwungen
- zum Sattel hin abgewinkelt
- abfallende Neigung an den Lenkerenden
Multipositionsbügel
- Biegungen in verschiedene Richtungen
- auf der gesamten Länge gepolstert
- überall gut greifbar
- Modelle lassen sich unterschiedlich montieren
Grundsätzlich lassen sich Lenker auch durch angeschraubte Zusätze erweitern. Beispiele hierfür sind Auflieger oder Barends.
3.4 Die Fahrradgangschaltung
Eine verlässliche Gangschaltung ist wichtig, damit du mit deinem Fahrrad fahren kannst, ohne dich zu überanstrengen. Eine entsprechende Gangschaltung erkennst du daran, dass du die Tretgeschwindigkeit konstant halten kannst. Die Gänge sollten so gewählt werden, dass deine Beine die Pedale stets gleichmäßig bewegen – egal welche Steigung vorliegt. Dabei unterscheidet man zwei verschiedenen Gangschaltungsarten: Kettenschaltung und Nabenschaltung.
Die Gangschaltung gehört zu den wichtisgten Bauteilen eines Fahrrads.
Kettenschaltung
- Die Tretkurbel der Pedale ist mit Kettenblättern verbunden, sodass sich die vorne befindlichen Kettenblätter mitdrehen, wenn du in die Pedale trittst.
- Über eine Kette wird die Drehbewegung auf die hinteren Blätter (Ritzel) übertragen.
- Mit den Schalthebeln am Lenkrad wird die Kette auf die unterschiedlichen Kettenblätter und Ritzel gelegt.
- Federn im Schaltwerk sorgen für eine durchgehende Spannung der Kette.
- Die Anzahl der Kettenblätter und Ritzel bestimmt die Anzahl der Gänge: Ein Fahrrad mit drei Kettenblättern und sieben Ritzel hat beispielsweise 21 Gänge.
- Möglich sind drei bis 30 Gänge.
Nabenschaltung
- Das Schalten erfolgt über einen Schaltmechanismus am Hinterrad.
- Die Schalthebel am Lenker sind sowohl mit Hebeln als auch mit Drehgriffen erhältlich.
- Sie sind sehr robust und zuverlässig.
- Sie weisen einen komplizierten Aufbau auf, was die eigenständige Reparatur erschwert.
- Nabenschaltungen sind nur geringfügig Witterungsanfälligkeit und aufgrund des geschlossenen Getriebes weniger Verschmutzungen ausgesetzt.
- Möglich sind drei bis sieben Gänge.
3.5 Die Fahrradbremsen
Bei Bremsen wird zwischen zwei Varianten unterschieden: Felgen- und Scheibenbremsen. Während Felgenbremsen weitverbreitet, preisgünstig und leicht zu montieren sind, sind Scheibenbremsen eine jüngere Entwicklung, die sich speziell beim Mountainbike beziehungsweise Crossrad durchgesetzt hat.
Felgenbremsen
Felgenbremsen Vorteile
- hohe Bremskraft
- geringes Gewicht
- weit verbreitet
- niedriger Preis
Felgenbremsen Nachteile
- vergleichsweise schlechte Bremswirkung bei Nässe
- hoher Verschleiß
Wichtig: Bei Felgenbremsen werden die sich gegenüberliegenden Beläge auf die beiden Felgenflanken gepresst. Durch die Reibung wird das Rad gebremst, bis es gänzlich aufhört, sich zu drehen. Für die Funktion der Felgenbremse ist ein zentriertes Laufrad erforderlich. Man unterscheidet außerdem zwischen Felgenbremsen mit Bowdenzügen und hydraulischen Felgenbremsen. Den Verschleiß der Bremse erkennst du daran, dass sich Rillen auf der Belagoberfläche zeigen. Für den Austausch wird eine Schraube gelöst und der Belag herausgenommen. Anschließend wird der Bremskörper gründlich gereinigt und der neue Bremsbelag in die Halterung eingesetzt.
Scheibenbremsen
Scheibenbremsen Vorteile
- hohe Bremswirkung bei Nässe
- wenig Verschleiß an Bremsbelägen und Felgen
- keine Verschleißgefahr des Reifens
Scheibenbremsen Nachteile
- hohes Gewicht
- Überhitzung wird auf die Scheibe verlagert
- Bremsbeläge nicht überall erhältlich
- vergleichsweise teuer
Wichtig: Bei Scheibenbremsen werden die im Bremssattel liegenden Beläge gegen die auf der Nabe montierte Scheibe gedrückt. Auf diese Weise sind Nabe, Speichen und Gabelbeine großer Belastung ausgesetzt. Diese Bauteile müssen dementsprechend robuster dimensioniert sein. Bei verschlissenen Belägen und Bremsscheiben ist es ratsam, diese auszutauschen. Hydraulische Scheibenbremsen sollten regelmäßig entlüftet und mit neuer Bremsflüssigkeit ausgestattet werden. Bei hohem Verschleiß kann es zudem vorkommen, dass die Felgen stark abgenutzt werden. Im Extremfall hilft nur noch ein neues Vorder- oder Hinterrad.
4. Gebrauchte Fahrräder und Angebote
Beim Kauf gebrauchter Fahrräder gilt es den Zustand des Objekts genau zu begutachten, um Mehrkosten zu vermeiden, die durch eine Reparatur anfallen können. Da Fahrräder etwa zwischen acht und zehn Jahren halten, sollte vor einem Kauf neben der Inspektion der Stoßstangen, Bremsen und Räder auch das Alter des Rades erfragt werden.
Fahrräder lassen sich nicht nur gebraucht günstig erwerben. Hier findest du auch Angebote verschiedener Marken und Hersteller, die ihre Produkte preiswert anbieten. Welches Modell du wählen solltest, hängt dabei ganz vom Zweck ab, für den den du das Fahrrad erwirbst. Angebote gibt es sowohl für City- und Trekkingräder, als auch für BMX-Räder, Mountainbikes oder Rennräder. Schau dich in Ruhe um und werde fündig.
5. FAQ
Welche Ausstattung sollte mein Fahrrad haben?
Die Ausstattung ist oftmals abhängig vom Einsatzbereich des Rads. Während Rennräder dünne Reifen haben sollten, benötigen Mountainbikes breite Reifen mit Grip. Auch ein gut gefederter Lenker ist bei MTBs von Vorteil. Trekking- und Cityräder sollten über einen Gepäckträger, Licht und eine Klingel verfügen. E-Bikes sind bestenfalls mit einem hochwertigen Akku ausgestattet, der eine hohe Reichweite ermöglicht. Grundsätzlich sollten alle Fahrradmodelle über eine Bremsanalage und eine Gangschaltung verfügen.
Wie finde ich die richtige Rahmenhöhe?
Ein Fahrrad sollte nicht anhand der, sondern vielmehr nach der Rahmenhöhe gewählt werden. Um die passende Größe des Rahmes für dein zukünftiges Fahrrad zu berechnen, wird als Grundlage die Schrittlänge herangezogen. Die Schrittlänge ist die Innenbeinlänge, gemessen von der Ferse bis zum Schritt.
Je nach Fahrradtyp wird die Schrittlänge mit einem bestimmten Faktor multipliziert. Wenn du zum Beispiel eine Schrittlänge von 80 Zentimetern hast und ein Trekking- oder Reiserad fahren möchtest, ergibt sich folgende Rechnung: 80 x 0.66 = 53. Die benötigte Rahmengröße beträgt demnach 53 Zentimeter.
Wie ermittle ich die richtige Sattelgröße?
Um die ideale Breite für deinen Sattel zu ermitteln, kannst du eine Sitzknochenvermessung im Fachgeschäft durchführen lassen oder selbst durchführen, indem du dich auf ein dickes Stück Wellpappe setzt. Miss den Abstand zwischen den Druckstellen deiner Sitzknochen, die dabei zurückbleiben. Die Sattelbreite ist – je nach Modell und Einsatzbereich - ein bis fünf Zentimeter größer als der ermittelte Abstand.
6. Verwandte Links