
Outdoormesser: Ab nach draußen!
Outdoormesser sind praktische Begleiter für jedes Abenteuer. Wir verraten Ihnen die wichtigsten Eigenschaften, Ausprägungen und Qualitätsmerkmale der strapazierfähigen Messer.
1. Eigenschaften von Outdoormessern
Outdoormesser sind für den vielfältigen Gebrauch in der freien Natur konzipiert, weshalb sie gleichzeitig scharf und robust sein müssen. Aufgrund ihres Funktionsumfangs und der Eignung für außergewöhnliche Bedingungen werden sie häufig als Survival- oder Überlebensmesser bezeichnet. So erleichtern sie als Universalwerkzeug beispielsweise das Feuermachen und die Selbstversorgung mit Essen im Wald oder dienen im Notfall zur Verteidigung.
Als Outdoormesser gelten Taschenmesser (auch Klappmesser genannt) ebenso wie Messer mit feststehender Klinge. Während Klappmesser einfacher transportiert und verstaut werden können, punkten feststehende Messer durch eine höhere Belastbarkeit und Widerstandsfähigkeit. Mehr über die Arten und Besonderheiten von Outdoormessern erfahren Sie im dritten Kapitel.
1.1 Wofür eignen sich Outdoormesser?
Wer gerne draußen Zeit verbringt und sich in Wäldern oder Bergen wohlfühlt, weiß um den Wert eines hochwertigen Überlebensmessers: Zusätzlich zu den typischen Schneidarbeiten, die Sie mit einem Messer ausführen können, ermöglicht diese spezielle Variante noch weitere Tätigkeiten.
Mit einem gängigen Outdoormesser können Sie:
- Schneiden (Buschwerk, Seile, Mahlzeiten)
- Aufstechen (Dosen und Fässer)
- Aufhebeln
- Hämmern
- Graben
- Holz spalten
- Feuer machen (mit Messer und Feuerstahl)
- Mahlzeiten zubereiten
- Erste Hilfe leisten
- Selbstverteidigung ausüben
1.2 Rechtliche Situation in Deutschland
In Deutschland sind bestimmte Messerarten generell verboten. Hierzu zählen beispielsweise Butterfly-, Faust- und Fallmesser. Springmesser können unter bestimmten Bedingungen erlaubt sein; die Regelungen hierzu finden sich im Waffengesetz (WaffG).
Darüber hinaus gibt es einige Messer, die dem Trageverbot unterliegen. Das heißt, ihr Besitz ist legal, aber sie dürfen nicht in der Öffentlichkeit mitgeführt werden. Dies gilt beispielsweise für feststehende Messer mit einer Klingenlänge von mehr als zwölf Zentimetern sowie für einhändig arretierbare Messer, worunter alle Klappmesser fallen, deren Klinge mit einer Hand zu öffnen und festzustellen ist. Das deutsche Waffengesetz spricht hier von Einhandmessern; für bestimmte berufliche oder sportliche Zwecke sowie bei der Brauchtumspflege sind jedoch Ausnahmen vorgesehen.
Für Einhandmesser gilt in Deutschland ein Trageverbot.
Als Outdoormesser erlaubt sind alle Zweihandmesser und außerdem feststehende Messer mit einer Klinge von bis zu zwölf Zentimetern Länge – nur nicht überall: Events wie Messen, Sportveranstaltungen und Festivals unterliegen meist weiteren Regulierungen im Hinblick auf das Mitführen von Messern. Informieren Sie sich daher immer vorab beim Veranstalter, welche Gegenstände dort verboten sind. Gleiches gilt für die Nutzung von Campingplätzen, bei der Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder bei der Mitnahme Ihres Survivalmessers ins Ausland.
2. Geeignete Materialien
Outdoormesser unterscheiden sich durch ihre jeweilige Unterart und Ausstattung, aber auch hinsichtlich der verwendeten Materialien. So kann die Klinge aus diversen Stahlsorten bestehen, während das Heft beziehungsweise die Griffschalen aus Kunststoffen, Holz oder Horn gefertigt werden. Bei der Auswahl Ihres Überlebensmessers sollten Sie nicht allein auf die Optik achten, sondern primär die Vor- und Nachteile der verschiedenen Werkstoffe berücksichtigen.
2.1 Der Klingenstahl
Als Messerstahl werden in der Regel Carbonstahl, rostfreier Stahl oder Werkzeugstahl verwendet. Welches Material das beste für Ihr Outdoormesser ist, richtet sich nach der Art und dem Ort seiner Verwendung, da klimatische Bedingungen die Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit der Klinge beeinflussen können.
Carbonstahl
- Durch hohen Kohlenstoffanteil sehr stabil und bruchfest
- Äußerst scharf, mit hoher Schnitthaltigkeit*
- Gute Nachschärfbarkeit
- Nicht rostfrei, daher pflegeintensiv (zusätzlicher Schutz durch Beschichtungen des Carbons möglich)
- Empfindlich gegen Fruchtsäuren
- Bildung einer Patina: gute Schutzschicht, doch optisch oft als störend empfunden
Rostfreier Stahl
- Rostfrei dank der Beimischung von Chrom; durch den erhöhten Korrosionsschutz perfekt für Gebiete mit hoher Luftfeuchtigkeit geeignet
- Pflegeleicht
- Enthält geringeren Kohlenstoffanteil als Carbon, daher weniger stabil
- Nachschärfbarkeit der Klinge schlechter als bei Carbonmessern
Werkzeugstahl
- Vereint die positiven Eigenschaften von Carbon und rostfreiem Stahl: durch hohen Kohlenstoffanteil und Chrombeimischung fast so stabil wie Carbonstahl und dabei besser vor Rost geschützt
- Gute Nachschärfbarkeit
- Pflegeleicht
- Geringe Schnitthaltigkeit
- Niedriger Korrosionsschutz
*Unter Schnitthaltigkeit wird die Widerstandsfähigkeit der Klinge gegen Abnutzungserscheinungen verstanden – je besser die Schnitthaltigkeit ist, desto länger bleibt Ihr Outdoormesser scharf.
Eine Besonderheit stellen Messer aus Damast dar. Hierbei werden mindestens zwei verschiedene Stahlsorten zusammen geschmiedet und mehrfach gefaltet, wodurch eine hochwertige Klinge mit der typischen Maserung entsteht.
2.2 Werkstoffe für das Heft
Natürliche Materialien wie Holz punkten zwar durch ihre Optik, sind allerdings anfälliger für Beschädigungen durch Feuchtigkeit oder starke Temperaturschwankungen. Handelt es sich dabei um saugfähiges Material (etwa Zellstoff, Leinen und Holz) kann es bei der Produktion mit Kunstharz durchzogen werden; der stabile und widerstandsfähige Materialverbund wird Micarta genannt und sorgt dafür, dass die Rutschfestigkeit des Hefts beziehungsweise der Griffschalen von Outdoormessern selbst bei Nässe erhalten bleibt.
Die Fallschirmschnur auf dem Heft aus G10 (= glasfaserverstärktem Kunststoff) sorgt für zusätzliche Sicherheit bei der Benuzung, gleiches gilt für den Fangriemen in der Öse des Griffs.
Darüber hinaus gibt es Messergriffe, die gänzlich aus Kunststoff bestehen oder mit diesem überzogen sind. Sie verfügen ebenfalls über einen guten Grip, liegen aber unter Umständen nicht so gut in der Hand wie Heftschalen aus Micarta.
3. Arten von Outdoormessern
Ob ein Überlebensmesser mit feststehender Klinge oder ein Klappmesser für Sie optimal ist, hängt davon ab, wie Sie es primär einsetzen möchten. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Vorzüge und Nachteile der Messerarten vor.
3.1 Outdoormesser mit feststehender Klinge
Solche Messer sind sehr robust und werden in einer Scheide aus Leder oder synthetischen Fasern wie Nylon und Kydex transportiert beziehungsweise am Gürtel getragen. Sie eignen sich nicht nur, um widerstandsfähige Materialien zu schneiden, sondern können bei Bedarf sogar zum Aufhebeln oder Hämmern genutzt werden. Allerdings benötigen sie mehr Platz als ein Klappmesser und immer eine sichere Hülle für unterwegs.
Outdoormesser in Full-Tang-Bauweise (Klinge und Griff aus einem durchgehenden Stück Stahl)
Hinweis: Wird das Messer für grobe Tätigkeiten wie das Spalten von Holz eingesetzt, sollten Klinge und Griff aus einem Guss sein. Denn nur, wenn es aus einem Stück Stahl gefertigt ist (Full-Tang-Bauweise oder Vollerl), verfügt das Survivalmesser über die bestmögliche Stabilität.
Modelle, deren feststehende Klinge lediglich im Griff befestigt ist, sind jedoch schon im Niedrigpreissegment zu finden und reichen für gelegentliche Schneidarbeiten aus.
3.2 Taschenmesser als Outdoormesser
Bei Klappmessern lassen sich zwei Ausprägungen unterscheiden:
1. Modelle, die sich in ihrer Funktionalität am Schweizer Taschenmesser orientieren, sind als ultimatives Werkzeugtool für diverse Einsatzmöglichkeiten gedacht. Ihre Größe und damit auch Handlichkeit richtet sich nach dem jeweiligen Funktionsumfang.
Sie sind in der Regel Zweihandmesser, lassen sich also nicht mit einer Hand öffnen. Stattdessen hält eine Hand den Griff beziehungsweise die Heftscheiben, während ein Finger der freien Hand die Klinge über einen Daumennagelschlitz (Nagelhau) aufschiebt.
Outdoormesser mit ausgeklappter Clip-Point-Klinge (konkav zur Messerspitze gebeugt) und Säge
2. Messer mit lediglich einer Klinge, die bei Nichtbenutzung im Heft verschwindet, punkten durch eine stabile Führung der Klinge und Schutzmechanismen, die ein ungewolltes Zuklappen verhindern (Arretierungsmöglichkeiten).
Ist es in Kombination mit einer Öffnungshilfe möglich, die Klinge einhändig zu öffnen und festzustellen, unterliegen solche Einhandmesser dem Trageverbot und dürfen nicht in der Öffentlichkeit mitgeführt werden. Weitere Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen finden Sie hier.
In seltenen Fällen wird unter dem Begriff Einhandmesser ein einhändig zu öffnendes Klappmesser verstanden, das ohne eine entsprechende Arretierungsmöglichkeit auskommt und damit nicht dem Trageverbot unterliegt. Prüfen Sie also vor dem Kauf, um welche Art von Messer es sich handelt.
Erlaubte Outdoormesser, die sich mit einer Hand öffnen lassen, sind besonders für den Einsatz auf Wanderungen, beim Klettern oder Arbeiten zu empfehlen.
Mehr zu den Öffnungshilfen und Arretierungsmöglichkeiten von Klappmessern erfahren Sie in diesem Ratgeber.
3.3 Welches Outdoormesser ist das richtige für mich?
Die Auswahl Ihres Survivalmessers sollten Sie immer vom hauptsächlichen Einsatzzweck abhängig machen. Wenn Sie verschiedenartige Aktivitäten ausüben, kann es sich lohnen, sowohl ein Taschenmesser fürs Trekking und Camping als auch eine Variante mit feststehender Klinge für grobe Einsätze anzuschaffen und gegebenenfalls dabei auf unterschiedlichen Klingenstahl zu setzen. Welches Outdoormesser das beste für Sie ist, können Sie anhand der folgenden Übersicht herausfinden.
Schneller Überblick: Vorteile und Einsatzgebiete der verschiedenen Outdoormesser
Taschenmesser (Klappmesser)
- Großer Funktionsumfang bei Modellen wie dem Schweizer Taschenmesser: mehrere Klingen und Werkzeuge mit unterschiedlichen Schliffen
- Sofern nur mit einer Klinge ausgestattet: klein und handlich
- Sicherer Transport bereits nach Einklappen der Klinge(n), keine zusätzliche Schutzhülle nötig
- Geeignet für: Wandern, Trekking, Klettern (auf Wellenschliff achten, um im Notfall Seile zu durchschneiden), Pilze sammeln, leichte Schnitzarbeiten und Camping
Messer mit feststehender Klinge
- Fokus: eine stabile Klinge; dennoch für diverse Arbeiten ausgelegt
- Klinge oft mit mehreren Segmenten: Flachschliff, Hohlschliff, Scandi-Schliff oder Ballenschliff wird mit Wellenschliff kombiniert (= Kombiklinge wie bei vielen Rettungsmessern)
- Sicherer Transport nur mit passender Messerscheide möglich
- Geeignet für: Bushcrafting (u. a. Selbstversorgung im Wald), Entfernung von Buschwerk, Anspitzen/Schnitzen von Holz, Jagd und Fischerei
Achten Sie darauf, dass Ihr Outdoormesser gut in der Hand liegt. Wichtig ist nicht nur eine rutschfeste Oberfläche des Hefts, sondern auch, dass es als Ganzes vernünftig ausbalanciert ist. Daumenauflagen am Klingenrücken und ein Fingerschutz zwischen Griff und Klinge sorgen für eine stabile Messerführung und erhöhen die Sicherheit ebenso wie ein Fangriemen.
4. FAQ
Aus welchem Material bestehen Outdoormesser?
Die Klinge eines Outdoormessers besteht meistens aus Carbonstahl, rostfreiem Stahl oder Werkzeugstahl, wohingegen für das Heft beziehungsweise die Griffschalen natürliche Materialien wie Holz oder synthetische Werkstoffe verwendet werden. Auch Kombinationen hieraus sind möglich, beispielsweise das Verbundmaterial Micarta, das sich selbst bei Nässe durch eine hohe Rutschfestigkeit auszeichnet. Für den sicheren Transport feststehender Messer werden meist Leder-, Nylon- oder Kydexscheiden verwendet. Eine ausführliche Darstellung der unterschiedlichen Materialien finden Sie im zweiten Kapitel des Ratgebers.
Gibt es Outdoormesser aus Deutschland?
Das nordrhein-westfälische Solingen trägt den Zusatz Klingenstadt und steht wie kaum ein anderer deutscher Ort für die Herstellung von Messern und Klingen. Traditionsunternehmen wie Böker, PUMA und Pohl Force produzieren hochwertige Survivalmesser, die eine große Bandbreite und Materialvielfalt aufweisen.
Was ist ein Feuerstarter oder Feuerstahl?
Mit einem Feuerstarter, Feuer- oder Zündstahl können Sie auf Hilfsmittel wie Streichhölzer und Feuerzeug verzichten: Indem Sie den Klingenrücken Ihres Outdoormessers fest und schnell über den Feuerstahl ziehen, erzeugen Sie Funken, die das vorbereitete Zundermaterial entzünden.
Nicht jedes Überlebensmesser eignet sich jedoch, um ein Feuer zu machen: Messer mit einem abgerundeten Klingenrücken können hierfür in der Regel nicht verwendet werden. Greifen Sie stattdessen auf Modelle mit einer starken Kante am Klingenrücken zurück. Einige dieser Outdoormesser sind bereits mit einem Feuerstahl im Griff oder in der Scheide ausgestattet; zudem ist er ein Bestandteil gängiger Survival-Kits.
5. Verwandte Links