
Ratgeber Reitstiefel
Egal ob beim Ausreiten, Stall ausmisten oder auf Turnieren: Die passende Bekleidung gehört zur Grundausstattung eines jeden Reiters. In unserem Ratgeber erfahren Sie alles über Reitstiefel.
1. Reitstiefel: Grundbestandteil der Reitbekleidung
Reitstiefel gehören neben Reithose und Weste zu der empfohlenen Ausrüstung beim Reiten. Die Schuhe reichen in der Regel bis kurz unter das Knie und sorgen für Sicherheit im Steigbügel.
Bei Kauf sollten verschiedene Aspekte wie beispielsweise Material und Verarbeitung sowie die optimale Passform und Qualität berücksichtigt werden. Insbesondere die Verarbeitung des Reißverschlusses ist für die Langlebigkeit der Schuhe entscheidend, da dieser in der Regel als erstes Schaden nimmt.
1.1 Eigenschaften
Reitstiefel dienen nicht nur als Schutz vor Verschmutzungen der Hose bei der Stallarbeit oder durch hochspritzende Erde, sondern auch der Sicherheit sowie der Führung des Pferdes. Die Beschaffenheit der Schuhe sorgt für einen guten Halt im Steigbügel und am Sattelblatt und schützt die Beinlage des Reiters: Ein Reitstiefel verleiht dem Bein Stabilität und verhindert ein Umknicken des Fußes. Dies fördert wiederrum das Gefühl einer ruhigen Schenkellage, sodass gezielte Schenkelhilfen beim Reiten möglich sind.
Gut ausgerüstet mit Reitstiefeln
Ein klassischer Reitstiefel weist in der Regel die folgenden Eigenschaften auf:
- Sporenhalterung: Viele Reitstiefel besitzen im Bereich der Ferse eine Halterung, an der sich Sporen befestigen lassen.
- Durchgehende Sohle: Damit sich der Schuh im Steigbügel frei hin- und herbewegen kann, ist die Sohle eines Reitstiefels sehr glatt (profilfrei) und dabei durchgängig (Anti-Slip-Sohle). Außerdem wird so ein Verhaken des Schuhs im Steigbügel verhindert.
- Absatz: Jeder Reitstiefel besitzt einen circa drei Zentimeter dicken Absatz, wodurch der Fuß Halt findet.
- Schaft: Der Schaft eines Reitstiefels ist besonders fest, sodass der Stiefel punktuell wirken kann. Dadurch sind die Impulse an das Pferd präzise.
- Fersenkappe: Damit der Fuß fixiert bleibt, besitzen Reitstiefel eine verstärkte Fersenkappe
Das Tragen von Reitstiefeln ist nicht nur generell empfehlenswert, sondern zählt laut des LPO Ausrüstungskatalogs zur notwendigen Turnierausrüstung.
Viele Reitstiefel besitzen einen Reißverschluss, welches das An- und Ausziehen des Schuhs erleichtert. Der Reißverschluss ist entweder am Schaft oder rückseitig angebracht.
1.2 Materialien
Die meisten Reitstiefel bestehen aus Leder, wobei es sich häufig um Rindsleder handelt. Exklusivere Ausführungen sind hingegen aus einem besonders weichen Kalbsleder gefertigt. Klassische Reitstiefel sind zudem gefüttert beziehungsweise besitzen eine Einlage aus Lammfell. Wer hingegen vegane Varianten bevorzugt, sollte zu Gummi-Reitstiefeln greifen. Diese bestehen aus einem robusten PVC-Kunststoff, ein Material, welches im Vergleich zu Leder wenig anfällig für den in Pferdeurin enthaltenen Ammoniak ist. Solche Reitstiefel werden vor allem für die Stallarbeit empfohlen.
Lederreitstiefel
Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|
Leder | Anschmiegsames Material und damit bequem | Müssen regelmäßig mit einer Lederpflege bearbeitet werden |
Imprägniert und damit wasserdicht | Dürfen nicht vor der Heizung getrocknet werden, da sie sonst rissig werden | |
Naturprodukt, welches für einen guten Feuchtigkeitstransport sorgt und Schweißfüße verhindert | ||
PVC | Wenig anfällig gegenüber Ammoniak und deswegen für die Stallarbeit empfehlenswert | Geringerer Tragekomfort als Lederstiefel |
Wasser- sowie schmutzabweisend und einfach zu reinigen | Wenig feuchtigkeitsregulierend und lassen damit Schweißfüße entstehen | |
Preiswert |
Eine Alternative sind Schuhe aus Neopren. Hierbei handelt es sich um einen besonders hochwertigen, synthetischen Kunststoff, der für seinen Tragekomfort bekannt ist. Solche Reitstiefel passen sich der Wadenform gut an und schützen die Füße vor Nässe. Allerdings sind sie bei heißen Temperaturen nicht empfehlenswert, da sie die Füße stark wärmen.
Wasserdichte Reitstiefel
Schuhe gelten allgemein als wasserdicht, wenn sie die europäische Norm EN 343 erfüllen. Bei solchen Reitstiefeln sind Nähte und Reißverschlüsse wasserdicht verarbeitet, beispielsweise durch Schweißen oder Laminieren.
Wie die meisten Lederschuhe müssen auch Reitstiefel aus diesem Material erst eingetragen werden, damit sie weich und geschmeidig sind.
1.3 Passform
Reitstiefel werden mit unterschiedlichen Größenangaben versehen, die in der Regel Ihrer klassischen Schuhgröße entsprechen. Allerdings sind bei der Anschaffung von Reitstiefeln zwei weitere Maßangaben wichtig: Die Weite des Schuhs sowie die Höhe des Schafts. Höhe und Weite bestimmen im Wesentlichen, ob der Schuh an der Wade passt und wie hoch er sitzt. Im Idealfall sollte ein Reitstiefel kurz unter dem Knie enden.
Das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Schuhgröße, Weite und Höhe kann je nach Hersteller des Reitstiefels variieren. Durchschnittliche Reitstiefel fallen folgendermaßen aus:
Größe | 1. Weite (=Wadenumfang) | 2. Höhe |
---|---|---|
36 | 38 cm | 39 cm |
37 | 38,5 cm | 39 cm |
38 | 39,5 cm | 40 cm |
39 | 40 cm | 41 cm |
40 | 40,5 cm | 41 cm |
41 | 41 cm | 42 cm |
42 | 41,5 cm | 43 cm |
43 | 41,5 cm | 43 cm |
44 | 42 cm | 44 cm |
Der Wadenumfang sollte an der breitesten Stelle der Wade gemessen werden, während die Schafthöhe vom Boden bis kurz unterhalb des Knies (Kniespalt) bestimmt wird. Folgen Sie immer der Maßanleitung des Herstellers. Die neuen Reitschuhe sollten immer in Kombination mit der Reithose anprobiert werden, weshalb Sie auch beim Messen eine Reithose beziehungsweise Socken tragen sollten.
Manche Modelle sind mit einer Schnürung versehen, sodass sich der Schuh in der Weite anpassen lässt. Das ist vor allem dann empfehlenswert, wenn Sie kleine Füße und gleichzeitig kräftige Waden haben. Praktisch sind auch Modelle mit einem elastisch verstellbaren Schaft.
Zwischen Wade und Stiefel sollte so viel Platz sein, dass sich eine flache Hand gerade so hineinschieben lässt.
2. Verschiedene Modelle
Bei Reiterstiefeln wird zwischen unterschiedlichen Ausführungen differenziert, die auf diverse Reitsportarten ausgelegt sind. Für Anfänger und Gelegenheitsreiter empfehlen sich vor allem Allround-Modelle, die flexibel einsetzbar sind. Sie haben ein weicheres Leder als beispielsweise Dressurstiefel und sind deswegen angenehm zu tragen.
Zudem wird bei Reitstiefeln zwischen Sommer- und Wintermodellen unterschieden. Letztere sind in der Regel isothermisch gefüttert, beispielsweise mit einer Lammfelleinlage.
Reitstiefel sind entweder in Braun oder Schwarz erhältlich. Eine Ausnahme stellen lediglich Polostiefel dar: Aufgrund der weißen Hosen, die die Reiter beim Polo tragen, sind die Reiterstiefel ausschließlich braun und werden auch nicht mit Schuhcreme gepflegt, um Flecken zu vermeiden.
Wir stellen Ihnen besondere Reitstiefel vor:
2.1 Dressurstiefel
Der schwarze, kniehohe Dressurstiefel gilt als Klassiker unter den Reitstiefeln. Er zeichnet sich vor allem durch den versteifeten Schaft und den hohen Dressurbogen aus, was für eine besonders elegante Optik sorgt. Der Dressurbogen – also die Verlängerung der Außenseiten – streckt das Bein optisch.
Klassische Dressurstiefel
Dieser Reitstiefel wird häufig auf Turnieren getragen, da die Festigkeit des Schaftes ein besonders ruhiges Bein ermöglicht, sodass ein enger Kontakt zum Pferd gehalten wird. Dadurch kann das Tier während der Dressur sehr präzise geführt werden. Allerdings müssen die meisten Dressurstiefel zunächst eingetragen werden, da vor allem der steife Schaft anfangs als unangenehm empfunden werden kann.
Bekannte Marken für elegante Dressurstiefel sind beispielsweise Cavallo und Ariat.
Karreeform
Reitschuhe und insbesondere Dressurstiefel sind häufig in Karreeform geschnitten: Solche Stiefel sind im Bereich der Zehen nicht rund, sondern eckig.
2.2 Reitstiefeletten
Reitstiefeletten – auch als Jodhpur-Stiefel bezeichnet – erinnern in ihrer Optik eher an Freizeitschuhe und werden von Reitern beim Stall ausmisten oder in Kombination mit Chaps und Jodhpur-Reithosen auch beim Ausritt getragen. Die Reitschuhe reichen kurz über die Knöchel und sind häufig im Paddock-Stil gehalten. Die meisten Modelle besitzen einen dehnbaren Einsatz, was einen einfachen Einstieg in den Schuh ermöglicht, manche Reitstiefeletten weisen jedoch eine Schnürung auf.
Verschiedene Reitstiefeletten
2.3 Westernstiefel
Westernreiten ist eine bestimmte Reitdisziplin, die auf der Arbeitsweise von Cowboys basiert, und hat ihren Ursprung in den USA. Besonders stilecht wird das Westernreiten mit Stiefeln im gleichnamigen Look. Westernstiefel bestehen aus einem weichen, aber strapazierfähigem Leder und besitzen zahlreiche Ziersteppereien. Wie bei allen Reitstiefeln ist die Sohle profillos und durchgängig.
2.4 Springstiefel
Beim Springreiten muss der Reiter eine weitaus höhere Beweglichkeit mit sich bringen als beim Dressurreiten, weswegen auch die Schuhe weicher ausfallen sollten. Springstiefel bestehen deswegen aus anschmiegsamem Leder oder Neopren.
3. Reinigung und Pflege der Reitstiefel
Egal ob Stallschuh, Reitstiefelette oder Dressurstiefel: Reitstiefel sind starken Belastungen und Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit und Erde ausgesetzt, sodass die sachgemäße und regelmäßige Reinigung unabdingbar ist. Beachten Sie dabei folgende Aspekte:
- Wenn Sie die Stiefel nicht tragen, sollten Sie einen Stiefelspanner verwenden, sodass der Schaft gerade bleibt.
- Sollten die Reitschuhe feucht geworden sein, empfiehlt es sich, diese mit Zeitungspapier auszufüllen. Dieses kann Feuchtigkeit besonders gut aufnehmen.
- Grobe Verschmutzungen wie Erde sollten zunächst mit einem weichen Tuch und etwas warmem Wasser entfernt werden. Trocknen Sie die Schuhe anschließend mit einem Baumwolltuch.
- Der im Pferdeurin enthaltene Ammoniak gilt als sehr aggressiv und kann vor allem Reitstiefel aus Leder beschädigen. Deswegen sollte Pferdemist immer sofort entfernt werden.
- Vernachlässigen Sie bei der Pflege nicht den Reißverschluss. Damit dieser leichtgängig läuft, sollten Sie ein spezielles Reißverschluss-Spray verwenden.
- Benutzen Sie zur Pflege von Lederstiefeln immer eine vom Hersteller empfohlene Lederpflege.
Beachten Sie bei der Anschaffung, dass Leder ein Naturprodukt ist. Kleine Unregelmäßigkeiten sind auf Vernarbungen zurückzuführen und bei vielen Schuhen aus Leder zu finden.
4. FAQ
Was ist besser: klassische Reitstiefel oder Chaps?
Beide Arten der Reitbekleidung haben ihre Vorteile: Chaps geben dem Reiter ein hohes Maß an Bewegungsfreiheit und Gefühl für das Pferd, während Dressurstiefel das Bein sehr gut stabilisieren. Reitprofis setzten bei Turnieren in erster Linie auf Reitstiefel mit einem festen Schaft, da sich dadurch das Pferd besonders gut führen lässt. Für Ausritte in der Freizeit sind Chaps allerdings ebenso gut geeignet.
Muss man beim Reiten Reitstiefel tragen?
Das Tragen von geeigneten Schuhen beim Reiten ist empfehlenswert und in vielen Disziplinen sogar Pflicht. Es dient der Sicherheit des Reiters, da die Sohle sehr glatt ist, sodass er sich nicht im Steigbügel verhaken kann. Außerdem werden die Knöchel vor Verletzungen geschützt.
Aus welchen Materialien sollten die Reitstiefel bestehen?
Reitstiefel bestehen klassischerweise aus Leder, beispielsweise Kalbsleder. Mittlerweile sind jedoch diverse Varianten aus Kunststoffen erhältlich, die den Modellen aus Leder in Nichts nachstehen. Ob Sie zu Gummi- oder Leder-Reitstiefeln greifen, ist deswegen abhängig von Ihren persönlichen Vorlieben.
Kann ich Reitstiefel auch im Alltag tragen?
Viele Reitstiefel – vor allem Reitstiefeletten – sind sehr schlicht gehalten und erinnern in ihrer Optik an klassische Stiefel. Solche Modelle lassen sich beispielsweise mit einer engen Röhrenjeans und einer legeren Bluse kombiniert auch problemlos im Alltag tragen.
5. Verwandte Links
