
Alles über Winterreifen
Jedes Jahr zum Winter stellen sich viele Autofahrer die gleichen Fragen: Muss ich wirklich auf Winterreifen wechseln oder kann ich mit Ganzjahresreifen fahren? Bekomme ich ein Bußgeld, wenn ich mit Sommerreifen im Winter fahre? Wann rüste ich am besten auf Winterreifen um? In diesem Ratgeber klären wir genau diese Fragen und geben Ihnen nützliche Tipps, die Ihnen beim Winterreifenkauf helfen können.
1. Tipps für den Winterreifenkauf
Winterreifen sind speziell für das Fahren auf nasser, verschneiter oder vereister Fahrbahn konstruiert. Die Gummimischung des Reifens ist relativ weich, sodass das Gummi auch bei Kälte elastisch bleibt und sich der Reifen optimal mit den Unebenheiten der Fahrbahn verzahnt. Die Struktur der Lauffläche sorgt für zusätzlichen Grip: Sie besteht aus tiefen Rillen, die das Profil ausmachen. Zwischen den Rillen befinden sich Gummiblöcke auf denen sich zahlreiche, meistens zickzackförmige, Vertiefungen und Griffkanten befinden. Sie werden Lamellen genannt und sorgen für zusätzlichen Halt auf vereisten Flächen.
Profil eines Winterreifens
Anhand verschiedener Kennzahlen, die sich seitlich auf dem Reifen befinden, erhalten Sie wichtige Informationen über den Reifen. Zudem bekommen Sie mithilfe des Reifenlabels sogar Auskunft über Kraftstoffverbrauch, Nasshaftung und Geräuschklassifizierung. Um welche Kennzahlen es genau geht und welche Informationen für Sie wichtig sind, erfahren sie in den folgenden Kapiteln.
1.1 Reifenkennzeichnung, Reifenlabel & Herstellerdatum
Um neue Reifen zu kaufen, müssen Sie zunächst die richtige Reifengröße für Ihr Fahrzeug ermitteln. Diese erhalten Sie entweder über die Typschlüsselnummer (TSN) und den Herstellerschlüssel (HSN) in der Zulassungsbescheinigung Ihres Fahrzeugs oder anhand eines schon vorhandenen Reifens.
Jeder Reifen besitzt eine seitlich aufgebrachte Kennzeichnung, die folgende wichtige Informationen enthält:

- „225“ gibt die Reifenbreite, also die Nennbreite des Reifens, in Millimetern an
- „55“ steht für das Höhen- und Breitenverhältnis in Prozent
- „R“ steht für die Bauart des Reifens, hier „Radial“
- „17“ steht für das Felgenmaß in Zoll
- „97“ steht für die Tragfähigkeitskennzahl, die auch Tragfähigkeitsindex oder Lastindex genannt wird, welcher die maximale Belastbarkeit eines Reifens in Kilogramm angibt
- „W“ steht für die maximale Geschwindigkeit, auch Speed-Index genannt, die mit dem Reifen gefahren werden darf
Tragfähigkeitskennzahl
Hier finden Sie einen Auszug von Tragfähigkeitskennzahlen, die über die mögliche maximale Belastung eines Reifens bei einem Reifenluftdruck von 2,5 bar Aufschluss geben:
Tragfähigkeitsindex / Lastindex | Maximale Tragfähigkeit pro Reifen in Kg |
---|
55 | 218 |
60 | 250 |
65 | 290 |
70 | 335 |
75 | 387 |
80 | 450 |
85 | 515 |
90 | 600 |
95 | 690 |
100 | 800 |
105 | 925 |
110 | 1.060 |
115 | 1.215 |
120 | 1.400 |
Hinweis: Bei nachlassendem Reifendruck verringert sich auch die Belastbarkeit des Reifens.
Speed-Index
Der Speed-Index auf dem Reifen gibt die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit an, mit der Sie Ihr Fahrzeug fahren können. Auch hier haben wir für Sie einige Kennzahlen aufgelistet:
Speed-Index-Symbol | maximale Höchstgeschwindigkeit in km/h |
---|
L | 120 |
N | 140 |
Q | 160 |
S | 180 |
U | 200 |
V | 240 |
Reifenlabel
Seit 2012 gilt zur Verbesserung der Energieeffizienz die europaweite Kennzeichnungspflicht von PKW-, LKW- und Transportreifen in Hinblick auf Kraftstoffverbrauch, Nasshaftung und Geräuschklassifizierung. Für Sie können diese Aspekte eine Entscheidungshilfe beim Kauf neuer Reifen sein.
Auf dem Label stehen drei Symbole:
Zapfsäule
Das Symbol mit der Zapfsäule kennzeichnet die Kraftstoffeffizienz, die für den Kraftstoffverbrauch steht. Dieser hängt vom Rollwiderstand des Reifens ab. Je geringer der Widerstand ist, desto weniger Energie und somit auch Kraftstoff wird verbraucht. Die Angabe reicht von A (geringer Kraftstoffverbrauch) bis G (hoher Kraftstoffverbrauch).
Regenwolke
Das Symbol mit der Regenwolke kennzeichnet die Nasshaftung und ist wichtig für die Fahrsicherheit. Als Grundlage dient die Ermittlung des Bremswegs auf nasser Fahrbahn mit 80 Kilometern pro Stunde. Die Skala reicht von A (kürzester Bremsweg) bis G (längster Bremsweg). Der Unterschied zwischen einem Reifen der Kategorie A und F kann hier bis zu 30% betragen und der Bremsweg kann bis zu 18 Meter kürzer sein.
Lautsprecher
Das Symbol mit Lautsprecher und Schallwellen steht für die Geräuschemission, also das Rollgeräusch, das beim Fahren außerhalb des Autos wahrgenommen wird. Die Angabe geht von einem schwarzen Balken der Schallwelle (das Rollgeräusch des Reifens unterschreitet die ab 2016 geltende EU-Grenzwerte um 3 Dezibel) bis zu drei schwarzen Balken (der ab 2016 gültige Grenzwert wird eingehalten).
M+S- und Schneeflocken-Kennzeichnung
Auf vielen Reifen finden Sie die Kennzeichnung „M+S“ oder „M&S“. Sie steht für „Matsch und Schnee“, die Bezeichnung ist aber nicht geschützt. Auch nicht-wintertaugliche Reifen können dieses Symbol aufweisen. Deshalb raten wir Ihnen zu Reifen, die zusätzlich das Schneeflockensymbol (auch „Three Peak Mountain“-Symbol) tragen. Bei Reifen mit dieser Kennung handelt es sich um spezielle Winterreifen, die den standardisierten amerikanischen Traktionstest bestanden haben. Achten Sie also immer darauf, dass Ihre Winterreifen diese Kennung tragen.
DOT-Nummer
Reifen haben bei normaler Nutzung eine ungefähre Lebensdauer von circa acht Jahren. Deshalb dürfen Reifen, die älter als sechs Jahre sind auch nicht mehr als Neuware verkauft werden. Sie können das Alter der Reifen an der sogenannte DOT-Nummer erkennen. Diese Nummer befindet sich in einem ovalen Rahmen auf der Flanke des Reifens und gibt den Monat und das Jahr der Herstellung an.
1.2 Unterschied zu Allwetterreifen
Allwetter- oder Ganzjahresreifen haben eine spezielle Gummimischung. Sie ist so gewählt, dass der Reifen im Winter seine Flexibilität und im Sommer die nötige Härte behält. Allwetterreifen müssen mit dem M+S-Kennzeichen gekennzeichnet sein, damit sie bei winterlichen Verhältnissen gefahren werden dürfen. An die Hafteigenschaften von speziellen Winterreifen kommen Ganzjahresreifen allerdings nicht heran.
Vorteile Winterreifen
- Optimale Fahrsicherheit bei winterlichen Verhältnissen
- Tragen zusätzlich das Schneeflockensymbol
- Geringer Verschleiß durch saisonale Nutzung
Vorteile Allwetterreifen
- Man benötigt nur einen Reifensatz
- Reifenwechsel entfällt
- Einlagerung entfällt
2. Die Winterreifenverordnung
Die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, dass bei winterlichen Straßenverhältnissen auf allen Achsen Reifen mit entsprechender Profiltiefe gefahren werden müssen. Es gilt also eine situative Winterreifenpflicht. Zu winterlichen Straßenverhältnissen zählen Glatteis, Schneeglätte und Schneematsch. Reifen mit einem M+S-Symbol sind somit zulässig. Sommerreifen im Winter sind nur dann zulässig, wenn Sie darauf verzichten bei winterlichen Verhältnissen damit zu fahren. Ansonsten riskieren Sie ein Bußgeld und einen Punkt in Flenßburg. Bei einem Unfall kann sich auch der Haftschutz Ihrer Versicherung verringern.
Für Kleinkraftzeuge gilt die Winterreifenverordnung ebenso, einzig für Anhänger gilt die Vorschrift nicht.
Hinweis: Die vorgeschriebene Profiltiefe beträgt mindestens 1,6 Millimeter. Experten empfehlen aus Sicherheitsgründen aber eine Tiefe von mindestens 4 Millimetern.
Tipp: Sie können die Profiltiefe Ihres Reifens ganz einfach mithilfe einer Zwei-Euro-Münze testen. Diese Münze hat einen silbernen Rand von circa 4 Millimetern. Stecken Sie die Münze in die Profilrille des Reifens. Verschwindet der silberne Rand im Profil, sind die Reifen in der Regel noch in Ordnung.
Tipp: Von O bis O – ziehen Sie die Winterreifen ab Oktober bis Ostern auf, damit Sie für auftretende winterliche Wetterverhältnisse gerüstet sind.
3. Lagerung
Da Reifen mit der Zeit an Luftdruck verlieren, sollten Sie den Reifendruck vor der Einlagerung um 0,5 bar erhöhen. Kompletträder können Sie entweder übereinander oder auf einem Felgenbaum, sowie einer Wandhalterung lagern. Möchten Sie nur die Reifen, also ohne Felgen, lagern, so empfiehlt sich eine senkrechte Lagerung. Außerdem sollten Sie die Reifen in diesem Fall alle paar Monate drehen, damit sie nicht ihre Form verlieren. Wichtig ist auch, dass die Reifen kühl, dunkel und trocken gelagert werden.
Tipp: Markieren Sie Ihre Reifen vor dem Einlagern am besten mit Wachskreide auf der Lauffläche („VR“ für vorne rechts, „HL“ für hinten links etc.), damit Sie die Reifen beim Aufziehen wieder auf die richtige Achse ziehen können.
Reifenwandhalterung
4. FAQ
Gibt es im Ausland eine Winterreifenpflicht?
Zum Thema Winterreifen hat jedes Land seine eigenen Vorschriften. Informieren Sie sich daher vor einer Reise zum Beispiel bei Ihrem Automobilclub über die entsprechenden Bestimmungen im jeweiligen Land.
Darf ich mein Auto auch mit Reifen von unterschiedlichen Herstellern fahren?
Theoretisch können Sie Reifen von unterschiedlichen Herstellern nutzen. Dies ist aber nicht empfehlenswert, da die Reifen dann unterschiedliche Gummimischungen enthalten können und somit auch unterschiedliche Griffigkeit auf Asphalt aufweisen.
Kann ich meine Winterreifen auch das ganze Jahr durchfahren?
Es ist nicht empfehlenswert Ihre Winterreifen auch im Sommer zu fahren. Winterreifen enthalten eine weiche Gummimischung, die bei heißem Asphalt zu langen Bremswegen führt und somit die Sicherheit gefährdet. Zudem kann es zu höherem Spritverbrauch und größerem Abrieb des Profils, also Verschleiß kommen.
Muss ich mit Winterreifen langsamer fahren?
Wie schnell Sie mit Ihren Winterreifen fahren können, entnehmen Sie dem Speed-Index, der sich auf der Flanke der Reifen befindet. Diese Kennzeichnung gibt Ihnen genau die zulässige Höchstgeschwindigkeit in Stundenkilometern an. Grundsätzlich empfiehlt es sich jedoch bei winterlichen Verhältnissen langsam zu fahren.
5. Verwandte Links