
Ratgeber Drehmomentschlüssel
Mit einem gepflegten Werkzeug-Sortiment gestaltet sich das Heimwerken effektiver. Gerade ein Drehmomentschlüssel ist für bestimmte Reparaturen rund ums Auto und Fahrrad unabdingbar. Das Messwerkzeug findet nicht nur bei professionellen Mechanikern seinen Einsatz, sondern ist auch unter Hobbyhandwerkern beliebt. Wie und für welche Zwecke Sie das Schraubwerkzeug richtig verwenden, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
1. Verwendung von Drehmomentschlüsseln
Ein Drehmomentschlüssel ist ein Werkzeug, mit dem über ein eingestelltes Anzugsmoment Kraft auf die Schraube oder die Mutter ausgeübt wird. Dadurch erreicht man, dass die Schraube über die notwendige Klemmkraft verfügt und sich nicht von selbst lösen kann. Der Anwendungsbereich eines Drehmomentschlüssels variiert von Nutzer zu Nutzer. In Privathaushalten wird er meistens für den Reifenwechsel des Autos oder für Reparaturen und Montierungen am Fahr- oder Motorrad benötigt. Besonders versierte Tüftler wagen sich auch an das Innenleben ihrer Fortbewegungsmittel – an Motoren. Die erforderlichen Anzugswerte in Newtonmetern (Nm) finden Sie in der Beschreibung des zu bearbeitenden Objekts.
Der Newtonmeter (Nm) ist die Maßeinheit, mit der das Drehmoment gemessen wird. Das Drehmoment ist die Kraft, mit der die Schraube angezogen wird.
Bevor Sie das Arbeiten an Ihrem Fortbewegungsmittel oder Motor beginnen, muss der Drehmomentschlüssel eingestellt werden. Befolgen Sie dabei diese Schritte:
- Stellen Sie je nach Bedarf einen Rechts- oder Linkslauf ein.
- Entriegeln Sie den Drehgriff, indem Sie die Feststellschraube lösen.
- Drehen Sie den Drehgriff, um den gewünschten Drehmomentwert einzustellen.
- Auf dem Drehgriff befindet sich die Skala, mit der sich Zwischenwerte einstellen lassen.
- Den Drehmomentschlüssel stellen Sie ein, indem Sie den Griff so lange drehen, bis die Markierung auf die gewünschte Zahl zeigt.
- Nun können Sie die Feststellschraube fixieren, damit sich der Zahlenwert nicht aus Versehen umstellt.
- Legen Sie das Werkzeug an das zu bearbeitende Objekt an.
- Sobald ein lauter Knack zu hören ist, ist das Drehmoment erreicht. Beachten Sie, dass dieser bei niedrigen Zahlenwerten leiser ist.
- Anschließend dürfen Sie nicht mehr weiterdrehen, um ein Überziehen der Schraube auszuschließen.
Folgendes Video hilft Ihnen zum besseren Verständnis des Beschriebenen:
Bei der Verwendung des Drehmomentschlüssels gilt es einige Tipps zu befolgen, um die Mechanik zu entspannen und dadurch die Lebensdauer des Messwerkzeugs zu verlängern:
- Stellen Sie die Arretierung auf die niedrigste Stufe.
- Drehen Sie den Drehmomentschlüssel nie weiter als zum niedrigsten Einstellwert zurück.
- Nach Benutzung des Schlüssels unbedingt den Drehgriff zur Entlastung der Mechanik bis zum niedrigsten Einstellwert (keinesfalls weiter) zurückdrehen.
- Zweimal im Jahr mit einem Prüfgerät die Funktion des Werkzeugs prüfen (lassen).
2. So funktioniert ein Drehmomentschlüssel mit Ratsche
Der Drehmomentschlüssel unterscheidet sich von einer Ratsche dadurch, dass Schraubverbindungen mit einer exakten Kraft, dem Drehmoment, angezogen werden können. Daher ist ein Drehmomentschlüssel im Grunde ein Messgerät mit integriertem Werkzeug, der Umschaltknarre.
Die Genauigkeit des Drehmomentschlüssels sollte nicht um mehr als vier Prozent abweichen. Hochwertige Modelle unterschreiten diesen Wert und sind daran erkennbar, dass dem Produkt ein Kalibrierungszertifikat beiliegt.
Die meisten Drehmomentschlüssel verfügen über eine solche Knarre, die auch als Ratsche bekannt ist. In vielen Bereichen wird eine Ratsche benötigt, denn sie erleichtert die handwerklichen Arbeiten enorm und gilt als unerlässliches Hilfsmittel im Werkzeug- und Maschinenbau. Beim Anziehen von Muttern und Schrauben überträgt sich das Drehmoment nur in eine Richtung, während beim Drehen in die entgegengesetzte Richtung die bekannte Ratschen-Funktion zum Einsatz kommt. Mit dieser lassen sich Schrauben lösen oder anziehen.
Den Mittelpunkt der Umschaltknarre bildet der so genannte Umschaltnocken. Dieser wird bei Betrieb der Umschaltknarre von dem Umschalthebel betätigt, der auf dem Nocken sitzt. Dabei greifen zwei kleine Zapfen in den Umschaltnocken ein und schwenken diesen um 30 Grad nach links oder rechts. Die in das Vierkantzahnrad eingreifenden Zähne übertragen zeitgleich das Löse- und Anzugsmoment. Dreht man wieder zurück, gleiten die Zähne des Umschaltnockens aus den Zähnen des Vierkantzahns heraus und können so über die Spitzen des Zahnrads hinweggleiten. Die Arretierkugel des Winkelknochens wird dann gegen die Feder gedrückt. Mit dem bewährten Vierkantantrieb können Schrauben in Form eines Vierecks bearbeitet werden.
3. Welche Varianten gibt es?
Drehmomentschlüssel kommen in zwei unterschiedlichen Funktionsweisen vor: Die günstigeren Modelle bestehen aus Federstahl, an deren Ende sich ein Zeiger und eine Skala befinden. Der Griff biegt sich bei höher werdender Kraft, während der starre Zeiger auf den Drehmomentwert auf der Skala zeigt. Die Funktionsweise greift zwar kaum auf mechanische Prozesse zurück, kann jedoch je nach Art der Reparatur unter Umständen das direkte Ablesen des Drehmoments erschweren. Ein hochwertiger Drehmomentschlüssel hält im Durchschnitt mehrere Jahrzehnte. Profis setzen deshalb auf Markenprodukte, denn diese zahlen sich nachhaltig aus.
3.1 Mechanische Drehmomentschlüssel
In den geläufigeren Modellen ist ein praktischer Ratschenmechanismus verbaut. Bei diesem gibt es verschiedene Ringumschaltungen, so sind sie mit einer groben oder feinen Verzahnung erhältlich. Je feiner die Verzahnung, desto geringer kann die Drehmomentzahl sein. Dies ist besonders unter beengten Bedingungen sinnvoll. Es gibt zudem Varianten mit arretierbaren und verstellbaren Schaltstufen, die auch einen einfachen Zugang zu schwer zugänglichen Stellen ermöglichen. Zudem schützen die Arretierungen des Gelenks die Hände bei der Arbeit. Das mechanische Modell mit integrierter Feder weist sogenannte Knickschlüssel auf: Diese knicken durch, wenn das gewünschte Drehmoment erreicht ist und vermeiden auf diese Weise weitere Drehmomente. Im Unterschied zum Knickschlüssel ist bei der Verwendung eines sogenannten Knackschlüssels das Fachwissen eines Handwerkprofis erforderlich, weil die Einleitung des Momentes manuell angehalten werden muss.
Empfehlenswert sind Drehmomentschlüssel mit Ratschen-Funktion.
3.2 Elektronische Drehmomentschlüssel
Elektronische Modelle zeichnen sich dadurch aus, dass eine digitale Anzeige die Anzahl der Drehmomente angibt. Die Messung erfolgt mithilfe eines Dehnungsmessstreifens. Das Messsignal wird umgewandelt auf dem Display angegeben. Zusätzlich ist es möglich, alle Messungen im internen Speicher des Geräts zu hinterlegen. Zudem, aber das wird hauptsächlich im industriellen Sektor benötigt, können diese Messungen an einen Drucker gesendet und ausgedruckt werden. Bei der Bedienung elektronischer Drehmomentschlüssel ist ein Fachmann erforderlich, da eine optische oder akustische Anzeige des Anzugsmomentes signalisiert, wann das Aufbringen eines Momentes gestoppt werden muss. Das Einstellen des Drehmomentschlüssels ist aufgrund der digitalen Bedienung mittels zweier Knöpfe hingegen leichter. Das Signal, wann erfolgt über einen Lautsprecher. Das Leistungsspektrum ist bei elektronischen Modellen weit höher als bei der mechanischen Variante. So bieten einige Geräte ein Kraftspektrum von 20 bis 200 Nm. Für den privaten Gebrauch genügt jedoch oftmals ein mechanischer Drehmomentschlüssel.
Die digitale Anzeige ermöglicht ein einfaches Ablesen.
4. FAQ
Welches Zubehör benötige ich?
Je professioneller die Bereiche, die Sie mit dem Schlüssel bearbeiten wollen, desto differenzierter sollte die Ausstattung sein. Achten Sie in jedem Fall auf die integrierte Ratschen-Funktion. Sie erleichtert das Festziehen oder Lösen von Schrauben um ein Vielfaches. Für den gewerblichen Sektor sind neben mechanischen Modellen auch hydraulisch angetriebene oder mit Druckluft betriebene Ausführungen erhältlich. Für den Privatgebrauch ist eine solche Anschaffung nicht nötig. Die Aufbewahrung des Werkzeugs sollte stets mittels Werkzeugkasten oder -schatulle erfolgen. Bei vielen Schlüsseln ist eine Werkzeugschatulle im Lieferumfang enthalten. Darüber hinaus ist der Erwerb eines Satzes Steckschlüssel sinnvoll.
Wie erkenne ich eine hochwertige Qualität beim Drehmomentschlüssel?
Da die Modelle eines Drehmomentschlüssels sich stark voneinander unterscheiden, fällt die Kaufentscheidung zuweilen schwer. Folgende Qualitätsmerkmale erleichtern Ihnen die Wahl: Günstigere Varianten bestehen aus Chrom-Molybdän-Stahl und besitzen einen herkömmlichen Rundgriff, während teurere Modelle aus Chrom-Vanadium-Stahl verarbeitet sind und auf ergonomisch geformte Griffe aus Kunststoff setzen, die längere Reparaturen angenehmer machen.
Was muss ich beachten, wenn ich meinen Drehmomentschlüssel länger nicht benutzt habe?
Der Hersteller hat die Mechanik des Werkzeugs in der Produktion ausreichend gefettet. Bei langer Nichtbenutzung brauchen Sie also nur den Schlüssel mehrmalig betätigen, damit sich das Schmiermittel wieder in der Mechanik verteilt.
Wie reinige ich das Werkzeug?
Die Reinigung des Drehmomentschlüssels sollte mit einem trockenen Tuch erfolgen. Tauchen Sie ihn keinesfalls in eine Reinigungsflüssigkeit ein. Das schadet dem Werkzeug, weil es die Mechanik belastet.
5. Verwandte Links
