Ist meine Jeans frei von Schadstoffen? Wurde dieses Kleid fair hergestellt? Auch in der Mode spielen Umweltbewusstsein und Ethik eine immer größere Rolle. Erfahren Sie alles, was Sie über nachhaltige Materialien wissen müssen.
Textilien sind dann nachhaltig, wenn
So spielt zum einen der ökologische Fußabdruck des Materials eine Rolle, zum anderen aber auch die ethischen Aspekte rund um den Herstellungsprozess.
Neben den Angaben des Herstellers können Sie auch auf offizielle Zertifizierungen setzen, wenn Sie sichergehen wollen, dass Ihr Kleidungsstück nachhaltig ist.
Dazu zählen unter anderem die folgenden Standards:
Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft vergibt das Naturtextil-Siegel dann, wenn ein Kleidungsstück zu 100 Prozent aus biologischen Naturfasern besteht. Dabei werden auch soziale Arbeitsbedingungen sowie die Transparenz im Produktionsablauf berücksichtigt.
GOTS steht für Global Organic Textile Standard und wird ebenfalls von der IVN vergeben. Er stellt sicher, dass Materialien aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen und dass der Herstellungsprozess umweltfreundlich sowie sozial verantwortlich abgelaufen ist. Dabei wird zwischen zwei Kennzeichnungsstufen unterschieden:
OEKO-TEX® ist ein Zusammenschluss verschiedener europäischer und japanischer Institute, die Audits in Betrieben durchführen und die Materialien in ihren Laboren überprüfen. Sie stellen sicher, dass diese weder dem Verbraucher, der Umwelt noch den Beteiligten bei der Herstellung schaden und sich der Produzent an alle gesetzlichen Rahmenbedingungen hält. Es gibt unter anderem die folgenden Standards:
Konventionell hergestellte Materialien gelten in der Regel nicht als nachhaltig. Wir stellen Ihnen daher einige Stoffe vor, mit denen Sie – insofern sie die entsprechenden Siegel aufweisen – auf der sicheren Seite sind, wenn es um Umweltschutz und ethisch korrekte Arbeitsbedingungen geht.
Bio-Baumwolle ist ein rechtlich geschützter Begriff und garantiert, dass die Baumwolle unter den geltenden Bio-Standards angebaut wurde. Das heißt, dass weder Pestizide noch chemische Düngemittel beim Anbau eingesetzt werden dürfen.
Eigenschaften:
Warum ist Bio-Baumwolle nachhaltig?
Aufgrund der Standards, unter welchen Bio-Baumwolle angebaut wird, werden keine Pflanzengifte eingesetzt, die der Bodenbeschaffenheit schaden könnten. Die Bauern erhalten damit die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens, führen einen Fruchtwechsel durch und vermeiden, dass giftige Stoffe in die Umwelt getragen werden. Die Zertifizierungen erfolgen jährlich, dabei werden alle Betriebe von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle überprüft.
Außerdem sorgt der biologische Anbau dafür, dass die Arbeiter, die die Baumwolle von Hand pflücken, nicht mit Schadstoffen in Berührung kommen. Aufgrund der höheren Qualität von Bio-Baumwolle können die Bauern teurere Preise verlangen und somit auch die Arbeiter besser bezahlen. Jedoch gelten für Bio-Baumwolle grundsätzlich keine besonderen Standards hinsichtlich des Arbeitnehmerschutzes. Wer daher auch sichergehen will, dass die Produktion eines Kleidungsstücks unter fairen Bedingungen erfolgte, sollte auf Bio-Baumwolle mit dem Fairtrade-Siegel setzen.
Lyocell wird hauptsächlich unter dem Markennamen Tencel® vertrieben, produziert von der Firma Lenzing AG. Das industriell hergestellte Material besteht aus der pflanzlichen Naturfaser Zellulose und gilt als besonders umweltfreundlich.
Eigenschaften:
Warum ist Lyocell nachhaltig?
Lyocell wird aus Zellulose produziert, die ein Produkt aus nachhaltiger Forstwirtschaft ist. Das dafür genutzte Holz ist zertifiziert und wird pestizidfrei angebaut oder ist Restholz, das für nichts anderes mehr verwendet werden kann.
Des Weiteren ist die Produktion von Lyocell ein fast gänzlich geschlossener Kreislauf, in welchem das Material immer wieder verwendet werden kann sowie biologisch abbaubar ist. Außerdem werden zur Herstellung keine Schadstoffe benötigt und auch der Wasserverbrauch ist vergleichsweise niedrig.
Genau wie Lyocell wird Modal aus Zellulose gewonnen. Der Unterschied liegt hier in der Holzart: Bei der Herstellung wird ausschließlich Buchenholz verwendet. Der Stoff wirkt etwas seidiger als Lyocell und ist besonders formbeständig. Durch seine Atmungsaktivität wird er gerne im Outdoorbereich oder für Nacht- und Unterwäsche eingesetzt.
Eigenschaften:
Warum ist Modal nachhaltig?
Die für Modalstoff verwendete Pflanzenfaser macht das Material biologisch abbaubar und den Einsatz von fossilen Rohstoffen unnötig. Auch hinsichtlich des Verbrauchs von Wasser, Energie und Anbaufläche ist die Produktion von Modal besonders sparsam und umweltfreundlich.
Jedoch muss hier bei der Wahl des Herstellers kritisch gehandelt werden – einige Modal-Produktionsstätten handeln weniger nachhaltig als andere. Die bereits im Zuge von Tencel® erwähnte Firma Lenzing AG legt beispielsweise Wert darauf, dass das verwendete Buchenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt und der Stoff beinahe gänzlich im Produktionskreislauf wiederverwendet werden kann.
Leinen wird aus der Flachsfaser hergestellt, ist also eine Naturfaser, und kann damit biologisch abgebaut werden. Auch der Anbau der Flachspflanzen ist meist umweltschonend. Das Material gilt außerdem als besonders wertvoll, da es durch viele positive Eigenschaften überzeugen kann.
Eigenschaften:
Warum ist Leinen nachhaltig?
Flachs wird in der Regel unter Bio-Standards angebaut, dabei gehen die Bauern besonders umweltfreundlich vor, da sie auf den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln verzichten. Zudem benötigt die Pflanze keine zusätzliche Bewässerung – das Regenwasser reicht aus. Des Weiteren speichert Flachs sehr viel CO2 und erhöht die Bodenqualität enorm. Da der Anbau von Flachs überwiegend in Europa möglich ist, sind die Transportwege zu den Produktionsstätten sowie in den Handel kurz, was ebenfalls Treibhausgase einspart.
Auch die Weiterverarbeitung der Pflanze zu dem eigentlichen Leinenstoff erfolgt umweltschonend, da hierfür keine Chemikalien eingesetzt werden müssen.
Besonders nachhaltig sind natürlich Materialien, die gar nicht erst neu hergestellt werden müssen, sondern aus bereits vorhandenen Stoffen produziert werden. Dabei handelt es sich nicht immer um Naturfasern, sondern auch um künstlich hergestellte Fasern. Wir stellen Ihnen einige Beispiele vor:
ECONYL®: Der Stoff ECONYL® wird von dem gleichnamigen Unternehmen hergestellt. Er besteht aus regeneriertem Nylon, das auf Mülldeponien sowie im Meer (zum Beispiel Fischernetze) gefunden wurde. Dabei weist das Material nicht nur dieselben Eigenschaften wie Nylon auf, sondern es ist auch unendlich oft wiederverwertbar.
rPET: Die Bezeichnung rPET steht für recyceltes Polyester. Hier wird nicht nur Kleidung aus Kunststofffasern wiederverwertet, sondern auch andere Gegenstände aus PET wie Flaschen. Diese werden eingeschmolzen und anschließend zu einer neuen Faser weiterverarbeitet. Um sicher zu gehen, dass es sich um ein nachhaltig produziertes Kleidungsstück handelt, können Sie hier auf das Siegel des Global Recycled Standard (GRS) setzen.
Q-NOVA®: Das Unternehmen Fulgar stellt die Kunstfaser Q-NOVA® aus recyceltem Nylon her, das in ihrer eigenen Produktionsstätte sonst als Müll anfallen würde. Der Stoff ist besonders weich und lässt sich beispielsweise sehr gut zu Spitze für Unterwäsche verarbeiten. Außerdem hat die Firma eine Mélange-Reihe ins Leben gerufen, mit welcher sich unter anderem T-Shirts herstellen lassen. Das Unternehmen ist GRS-zertifiziert und mit dem STANDARD 100 by OEKO-TEX® ausgezeichnet.
Es gibt einige Materialien, deren Umweltverträglichkeit mehr oder weniger in Frage gestellt wird. Dazu zählen auch Hanf und Bambus. Beide Stoffe gelten grundsätzlich als nachhaltig, müssen jedoch je nach Anbau-Art, Produktionsverfahren und Arbeitsbedingungen kritisch betrachtet werden.
Bambus gilt als eine der am schnellsten (nach)wachsenden Pflanzen der Welt, produziert besonders viel Sauerstoff und speichert große Mengen CO2. Darüber hinaus kann Bambusviskose auch mit hervorragenden Stoff-Attributen glänzen und wird für unterschiedliche Zwecke wie Feinwäsche, T-Shirts oder Socken eingesetzt. Doch Bambusviskose ist nicht immer automatisch nachhaltig.
Eigenschaften:
Ist Bambus nachhaltig?
Bambusstoff, meist auch Bambusviskose genannt, ist eine Naturfaser und demzufolge biologisch abbaubar. Zudem wachsen Bambuspflanzen besonders schnell und sind damit nicht nur flächenschonend, sondern auch kostengünstig. Darüber hinaus speichern sie große Mengen CO2 und tragen so zur Senkung der Treibhausgase bei. Da Bambus sehr pflegeleicht ist, müssen im Regelfall auch keine Pestizide oder Düngemittel beim Anbau eingesetzt werden.
Doch Bambus hat auch Nachteile: Die Pflanze benötigt sehr viel Wasser, um zu wachsen, und noch gibt es wenige Regulierungen, die einen umweltbewussten Anbau der Pflanze vorsehen. Außerdem sollten Sie beim Kauf zudem darauf achten, dass das Material unter fairen Bedingungen produziert wurde. Setzen Sie hier auf entsprechende Labels wie beispielsweise das FSC®-Siegel, das eine verantwortungsvolle Forstwirtschaft garantiert.
Wer bei Hanf-Kleidung an verbotene Substanzen denkt, liegt definitiv falsch: Die Naturfaser ist zu 100 Prozent legal und kann je nach Verarbeitungsmethode zu unterschiedlichen Materialien weiterverarbeitet werden. Da einige dieser Methoden sehr aufwändig sind, sollte ihre Relevanz in puncto Nachhaltigkeit in manchen Fällen hinterfragt werden.
Eigenschaften:
Ist Hanf nachhaltig?
Hanf ist ebenfalls eine Naturfaser und kann damit biologisch abgebaut werden – dies ist ein großer Vorteil gegenüber konventionellen Stoffen. Zudem sorgt er für eine gute Fruchtfolge in der Landwirtschaft und trägt somit positiv zur Bodenbeschaffenheit bei.
Nichtsdestotrotz ist das Verfahren, die Hanffasern zu Stoff zu verarbeiten, sehr aufwändig – nur 25 Prozent der geernteten Pflanze können für die Textilindustrie eingesetzt werden. Hanf benötigt zudem recht viel Wasser und je nach Anbaugebiet können auch Pestizide eingesetzt werden. Da die Hanfpflanze außerdem recht teuer ist, lohnt es sich für viele Landwirte nicht, diese anzubauen. Achten Sie daher beim Kauf von Hanfstoff darauf, dass die Produktion umweltfreundlich sowie sozial verträglich erfolgt ist. Setzen Sie hier auf die entsprechenden Siegel.
Ja, recycelte Materialien sind nachhaltig, sofern der Recyclingprozess auch umweltfreundlich gestaltet ist. Achten Sie hier auf die entsprechenden Siegel. Grundsätzlich gilt: Alte Stoffe oder sogar Müll wiederzuverwerten, ist nachhaltiger, als neue Stoffe zu produzieren. Dies ist insbesondere bei Plastikabfall sinnvoll, da Kunststoffe nicht biologisch abbaubar sind und damit eine große Gefahr für unsere Umwelt darstellen. Viele Unternehmen sammeln Plastikmüll aus dem Meer oder Deponien und verarbeiten diesen zu neuen Stoffen, die ebenfalls wiederverwertet werden können.
Konventionell hergestellte Baumwolle ist in den meisten Fällen kein nachhaltiges Material. Zwar besteht der Stoff aus einer Naturfaser, jedoch werden aufgrund der großen benötigten Mengen in der Landwirtschaft Pestizide und Düngemittel beim Anbau eingesetzt, die sowohl der Umwelt als auch den Arbeitern vor Ort schaden. Zudem wird Baumwolle meist in fernöstlichen Ländern oder Lateinamerika angebaut und erfordert somit auch lange Transportwege. Ohne Zertifizierung ist es darüber hinaus möglich, dass das Kleidungsstück unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert wurde.
Jein. Nachhaltige Kleidung kann dann kompostiert werden, wenn Sie das Cradle-to-Cradle Zertifikat besitzt. Dann wurde das Kleidungsstück von der EPEA (Internationalen Umweltforschung) geprüft. Bei den meisten Kleidungsstücken ist dies jedoch nicht der Fall. Zum einen werden Kleidungsstücken meist andere Fasern wie Elasthan oder Viskose zugefügt, um dieses funktionaler zu machen.
Nicht auf den Kompost dürfen vor allem die folgenden Materialien:
Zum anderen werden auch Stoffe, die zu 100 Prozent aus Naturfasern bestehen, vor der Herstellung eines Kleidungsstücks chemisch behandelt und damit zum Beispiel einlaufsicher gemacht oder gefärbt.
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