Eine Pharisäer Kaffee ist eine deutsche Heißgetränkespezialität mit Alkohol. Die Kaffeevariation stammt ursprünglich aus Nordfriesland und gilt dort noch heute als Nationalgetränk.
Ein Pharisäer ist im Prinzip ein heißer Kaffee mit Rum und geschlagener Sahne, womit er dem Irish Coffee ähnelt. Seinen Ursprung hat das Getränk in Deutschland, genauer gesagt im nordischen Friesland. Aufgrund seiner wärmenden Wirkung wird die Kaffeespezialität bevorzugt bei nassem und kaltem Wetter getrunken. Für den belebenden Effekt ist die Mischung aus Koffein und Alkohol verantwortlich.
Es gibt kein allgemeingültiges Rezept für die Zubereitung eines Pharisäer Kaffeegetränks, da jeder Nordfriese ihn auf seine eigene Weise und häufig sogar nach einem geheimen Familienrezept zubereitet. Lediglich in Gaststätten wurde sich auf eine Variation festgelegt, sodass der Gast immer genau weiß, was er bekommt.
Für einen echten Pharisäer Kaffee werden die folgenden Zutaten benötigt:
Auf weitere Zutaten und Zusatzstoffe wie Zuckersirup oder Milch verzichtet der Friese bei der Zubereitung eines originalen Pharisäer Kaffees.
Der Rumanteil in einem Pharisäer Kaffee ist abhängig vom persönlichen Geschmack, gemeinhin werden jedoch vier Zentiliter (4 cl = 40 ml) Rum für die Zubereitung in Gaststätten und Bars verwendet. Ein Gerichturteil aus den achtziger Jahren legte zudem fest, dass ein als Pharisäer angepriesenes Getränk nach Originalrezept mangelhaft ist, wenn es stattdessen nur zwei Zentiliter Rum enthält. Auch Variationen mit Weinbrand entsprechen nicht dem originalen Pharisäer Kaffee.
Für die Zubereitung eines Pharisäer Kaffees nach Nordfriesischer Art, gehen Sie am besten folgendermaßen vor:
Der Legende nach wurde der Pharisäer Kaffee im Zusammenhang mit einer festlichen Taufe im Jahr 1872 auf dem Hof der Familie Johannsen auf Nordstrand erstmals zubereitet: Der Pastor hatte der Kirchengemeinde den Alkoholkonsum untersagt, sodass die Dorfbewohner auf dem Fest zu einer List griffen. In klassischen Kaffeetassen mischten sie Kaffee mit Rum und verzierten es mit Sahne, sodass der Geruch des Alkohols nicht bemerkbar war. Lediglich der Pastor bekam einen herkömmlichen Kaffee mit Sahnehaube, wurde jedoch durch die zunehmende Fröhlichkeit der anderen Gäste misstrauisch. Als er dann den Trick der Gäste von Johannsen bemerkte, soll er laut „Nun weiß ich aber Bescheid, ihr Pharisäer!“ ausgerufen haben, sodass das Getränk anschließend auf den Namen Pharisäer getauft wurde.
Nordfriesen besitzen kein spezielles Geschirr für das Servieren eines Pharisäers, obwohl das Heißgetränk in touristischen Regionen in einer hohen Tasse oder Glas mit Fuß serviert wird. Allerdings gilt diese Art des Servierens nicht als Original, da so der Pfarrer den Betrug mit Sicherheit sofort bemerkt hätte. Deswegen wird der Pharisäer Kaffee auch heute noch – im Gegensatz zum Irish Coffee – nicht in einem durchsichtigen Glas, sondern in einer herkömmlichen Tee- oder Kaffeetasse serviert.
Vor etwa 2000 Jahren waren die Pharisäer eine theologische Gruppierung, die sich laut Neuem Testament anderen Personen überlegen fühlten, hohe ethnische Ansprüche stellten, aber sich nicht selbst an diese gehalten haben. Deswegen wird auch heute noch ein Mensch mit einer selbstgerechten Doppelmoral beziehungsweise heuchlerischen Absichten als solcher beschimpft. Auch der Pastor bezeichnete die Dorfbewohner als Pharisäer, als er den Betrug seiner Gemeinde mit der alkoholischen Kaffeezubereitung aufdeckte.
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