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Bio-Kaffee – umweltschonender Genuss
Bio-Produkte haben stark an Bedeutung gewonnen. Die positiven ökologischen Aspekte stellen dabei einen besonderen Kaufreiz dar. Wie viele andere Lebensmittel wird auch Kaffee in Bio-Qualität angeboten.
1. Besonderheiten von Bio-Kaffee
Generell wird bei der Produktion von Bio-Kaffee deutlich mehr auf Handarbeit gesetzt, als dies im konventionellen Anbau der Fall ist. Zudem ist ein ressourcenschonender Umgang mit Wasser und natürlichem Dünger – wie beispielsweise dem Ausbringen des Fruchtfleischs der Kaffeekirschen – typisch für den biologischen Anbau.
Bio-Kaffee wird weltweit angebaut. Die Kriterien, die ihm zugrunde liegen, sind von der jeweiligen Zertifizierung abhängig. In der Regel sind die folgenden Besonderheiten für den Anbau von Bio-Kaffee typisch:
- Ökologisch und nachhaltig
- Anbau auf Kleinbauern-Plantagen
- Betriebe mit Mischkulturen
- Einsatz von Schattenbäumen
- Verzicht auf Pestizide und künstliche Dünger
- Ernte und Auslese von Hand
1.1 Der Anbau
Beim biologischen Kaffeeanbau wird besonderes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit gelegt: Dies wirkt sich insbesondere auf die Kaffeepflanzen sowie die gesamte Umwelt aus. Die Plantagen der Kaffeebauern sind relativ natürlich gehalten – so kommen beispielsweise sogenannte Schattenbäume zum Einsatz, auf die beim konventionellen Anbau verzichtet wird, da die Felder dort möglichst intensiv bepflanzt werden.
Ein starkes Team, das oft zusammen vorzufinden ist: das EU-Bio-Siegel (links) und das frühere deutsche Bio-Siegel (rechts)
Der Einsatz von Schattenbäumen bringt folgende Vorteile mit sich:
- Sie schützen die empfindlichen Kaffeebäume vor direktem Sonnenlicht.
- Zusätzlich bieten sie Schutz vor starken Regenschauern.
- Auch andere klimatische Einflüsse wie Wind werden durch die Bäume gemildert.
- Dank des Schattens fallen Ernten ertragreicher aus.
Durch die damit einhergehende, geminderte Verdunstung im Boden ist weniger Bewässerung notwendig, was insbesondere in trockenen Gegenden von Vorteil ist.
Als Schattenbäume kommen beispielsweise Bananen oder Kokospalmen zum Einsatz.
Die somit entstehenden Mischkulturen sorgen zudem für verbesserte Bodeneigenschaften: Die Erde wird natürlich aufgelockert und besser belüftet. Zudem kann sie Wasser einfacher aufnehmen sowie speichern und ist zusätzlich vor Erosion geschützt.
1.2 Die Ernte
Bei der Ernte der Kaffeekirschen kommen vorwiegend zwei unterschiedliche Methoden zum Einsatz:
- Stripping
- Picking
Beim Stripping wird der Kaffee, der sich traubenförmig an den Ästen befindet, als Ganzes in einem Ruck abgeerntet. Es findet keinerlei Selektierung statt. Beim Picking werden hingegen einzelne Früchte, die den perfekten Reifegrad erreicht haben, einzeln geerntet.
Die genauen Unterschiede bei der Ernte von Bio-Kaffee und konventionellen Sorten sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Bio-Kaffee-Ernte (manuelles Picking) | Konventionelle Kaffee-Ernte (maschinelles Stripping) |
---|---|
Ernte erfolgt von Hand, schonend für die Pflanze | Einsatz von Erntemaschinen, rotierende Bürsten entfernen alle Kaffeekirschen und zudem auch Blätter von Bäumen |
Unreife sowie überreife oder faule Früchte werden aussortiert | Auch unreife und vergorene Bohnen gelangen in die weitere Produktion |
Nachhaltige Methode | Nachsortierung ebenfalls maschinell, daher schlechte Bohnen im Endprodukt |
Zeitintensiv, spiegelt sich im Preis aber auch im Geschmack und der Kaffeequalität wider | Qualität kann stark variieren |
Die weitere Verarbeitung von Bio-Kaffee unterscheidet sich in der Regel nicht von der anderer Kaffeesorten:
- Trennung von Fruchtfleisch und Kaffeebohnen
- Reinigung und Aufbereitung der Bohnen
- Röstung in großen Röstereien und kleinen Manufakturen im Zielland
Die Röstung erfolgt zumeist im Trommelröstverfahren, um eine möglichst hohe Qualität des Bio-Kaffees zu erreichen. Zum Teil wird jedoch auch die sogenannte Heißluft- beziehungsweise Schockröstung eingesetzt.
2. Die Bio-Siegel
Es gibt zahlreiche unterschiedliche Bio-Siegel, die sich in zwei Klassen kategorisieren lassen:
- Offizielle Siegel wie beispielsweise der EU oder unterschiedlicher Anbauverbände. Um diese tragen zu dürfen, müssen bestimmte Anforderungen erfüllt und Zertifizierungen erlangt werden.
- Inoffizielle Siegel, die eine höhere Qualität suggerieren sollen, jedoch keine oder nur geringe Anforderungen an das jeweilige Produkt stellen.
Siegel von zwei Bio-Anbauverbänden
Zu den bekanntesten Bio-Siegeln zählen das (inzwischen veraltete aber noch immer gängige) deutsche Bio-Siegel – ein Sechseck mit grünem Rand und der Inschrift BIO – sowie das Bio-Siegel der EU – ein hellgrünes Rechteck mit dem stilisierten Umriss eines Blatts, der sich aus weißen Sternen zusammensetzt.
Darüber hinaus sind beispielsweise die beiden Bio-Zertifikate von Bioland sowie Demeter überaus bekannt und stehen mit ihren Richtlinien für hohe Bio-Qualität.
Sowohl inländisch produzierte Lebensmittel als auch ausländische Ware kann mit einem Bio-Siegel gekennzeichnet sein.
2.1 Anforderungen der EU
Damit ein Erzeugnis Bezeichnungen wie bio(logisch) oder auch öko(logisch) verwenden darf, muss es das EU-Bio-Siegel tragen und dementsprechend den damit verbundenen Anforderungskatalog der Verordnung erfüllen:
- Nachhaltiger, ökologischer Anbau
- Verzicht auf synthetischen Dünger
- Kein Einsatz von Gentechnik
Um das EU-Bio-Siegel tragen zu dürfen, müssen 95 Prozent aller Inhaltsstoffe eines Produkts aus entsprechender Bio-Herstellung stammen. Die verbleibenden fünf Prozent dürfen konventionell angebaut sein.
2.2 Bio-Zertifizierung durch die EU
Um eine Bio-Zertifizierung der EU zu erhalten und das entsprechende Siegel verwenden zu dürfen, muss ein Betrieb zunächst geprüft werden. Dieser Vorgang läuft in mehreren Schritten ab:
Erstzertifizierung
- Antragstellung für die Zertifizierung
- Ausfüllen und Einreichen der benötigten Unterlagen
- Besuch durch Kontrolleure der Öko-Kontrollstelle
- Prüfung der gesamten Wertschöpfungskette auf biologische Faktoren
- Nachweis über Einhaltung/Erfüllung der Richtlinien
- Erteilung des Zertifikats
Dieser gesamte Prozess kostet in der Regel mehrere tausend Euro. Da diese Mehrkosten beispielsweise von den Bauern zusätzlich erwirtschaftet werden müssen, kann der Preis dazu führen, dass Bauern sich gegen den Anbau von Bio-Kaffee entscheiden. Gleichzeitig kommt es aber auch vor, dass es sich bei einem Produkt tatsächlich um Bio-Kaffee handelt, rein aus Kostengründen jedoch auf die offizielle Zertifizierung verzichtet wird.
Erneuerung des Zertifikats
Nach der Zertifizierung des Bio-Kaffees ist diese ein Jahr lang gültig. Danach kommt es jährlich zu einer Überprüfung, die mit rund 1.000 Euro ebenfalls kostenintensiv ist. Erst, wenn erneut alle Nachweise erbracht wurden und das Produkt weiterhin den Vorgaben entspricht, wird eine erneute Lizenz als Bio-Produkt erteilt.
3. Wie unterscheiden sich Bio- und Fairtrade-Kaffee?
Bio-Kaffee und Fairtrade-Kaffee unterscheiden sich bezüglich der positiven Intention:
- Bio-Kaffee steht für biologisch-ökologische Produktionsmethoden.
- Fairtrade-Kaffee soll beispielsweise die sozialen und ökonomischen Bedingungen für die Kaffeebauern verbessern.
Das Fairtrade-Logo
Somit weicht der Ansatz dieser beiden Produktkategorien grundsätzlich voneinander ab. Ein Kaffee, der das Bio-Siegel trägt, muss nicht den Fairtrade-Bestimmungen genügen und andersherum. Zugleich kann ein Bio-Kaffee jedoch auch von Fairtrade zertifiziert sein, wenn er neben den biologischen auch die entsprechenden weiteren Kriterien erfüllt.
Keine der beiden Kaffeearten ist besser oder schlechter, da die Zertifizierungen unterschiedliche Ansätze verfolgen. Wenn Sie sich für Bio-Kaffee entscheiden, wirkt sich dies tendenziell positiv auf die Umwelt aus. Der Kauf von Fairtrade-Kaffee unterstützt hingegen die Förderung besserer Arbeitsbedingungen in der Wertschöpfungskette. Ein Kaffee, der sowohl Bio-Siegel als auch das Fairtrade-Zertifikat trägt, erfüllt hingegen beide Kriterien.
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